Die alte Lissy

Jeder kannte sie. Die alte Lissy gehörte ebenso zum Dorfplatz wie die Jahrhunderte alte Eiche, die, weit ausladend, imposant und kraftvoll dem Betrachter Sicherheit und Beständigkeit vermittelte. Besonders ältere Menschen ließen sich, wie Lissy, gern auf der Bank, die seit eh und je unter dem Baum stand, nieder. Viele Dorfbewohner machten Rast hier, fanden Zeit zur Besinnung und für kurze Zeit ihre innere Ruhe. Ein schattiger Platz, der auch an den heißesten Sommertagen Kühlung versprach; ein trockener Platz, der mit seinem dichten Blätterwerk Schutz vor Regentropfen bot.

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So machte auch Lissy auf dieser Bank rast und das fast jeden Tag. Heute war einer dieser Tage. Sie tapste langsam und im zick-zack gehend zu Bank. Besah sich den Boden Drumherum, in der Hoffnung etwas Essbares zu finden, ohne Erfolg. Mit einem Satz sprang sie auf die Bank und machte es sich auf der Lehne bequem. Es gab weder Sonne, noch Regen. Der Himmel war genau so grau, wie die alte Lissy. Die Dorfbewohner schienen alle in ihren Häusern zu verweilen, nur einige wenige gingen schnellen Schrittes über den Dorfplatz. Doch keiner dachte daran sich der Bank und damit auch Lissy zu nähern, geschweige denn ihr etwas Essbares vor die Füße zu werfen. Sie verweilte noch einige Minuten dort, doch dann musste sie einsehen, dass heute wohl niemand kommen würde, um die Tauben zu füttern. Deprimiert flog sie davon.

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